Überblick

Dr. Franklin bittet Sinclair mit einer außerirdischen Familie zu verhandeln, die aufgrund religiöser Überzeugung eine Operation nicht zulassen, die ihrem Sohn das Leben retten würde. Silvana Gallardo als Dr. Maya Hernandez. Jonathon Kaplan als Shon. Tricia O'Neil als M'Ola. Stephen Lee als Tharg.

D5 Rating        : 5,80

Originaltitel    : Believers [Gläubige]
Produktionsnummer: 105
Erstausstrahlung : 27. April 1994 (US)
                 : 8. Oktober 1995 (D)

Drehbuch         : David Gerrold
Regie            : Richard Compton

Handlungshintergrund

• In der Vergangenheit gab es äußere Einmischungen in die Minbari-Religion.
• Die Kinder der Zeit, eine kleine Rasse mit starkem religiösen Glauben, würden lieber einen ihres Volkes sterben lassen als einen chirurgischen Eingriff zu erlauben, welcher nach ihrem Glauben die Seele zerstört.

Offene Fragen

• Wie konnte Ivanova die ganzen Raiders besiegen oder ihnen entkommen ? Es gibt ein paar Anzeichen, daß sie mit ihnen zusammenarbeitet (vgl. "Ragesh 3".)

Analyse

• Franklins Bereitschaft, die Gesetze für eine Sache an die er glaubt zu brechen, zeugt von einer hohen Moral, könnte ihn aber einer Tages in Schwierigkeiten bringen.
• Andererseits möchte Sinclair nicht in einer Position sein, in der er Franklin von Taten abhalten muß, an deren Richtigkeit dieser glaubt; Sinclair würde lieber der Entscheidung aus dem Weg gehen als eine Entscheidung zu treffen. Das entspricht seinem Umgang mit den Anweisungen des Senators in "Ragesh 3."
• Die Reaktion der Eltern, als Delenn sich weigert zu helfen, könnte man heuchlerisch nennen; sie waren absolut bereit Delenn zu bitten entgegen ihres Glaubens zu handeln, und nicht bereit ihren eigenen Glauben zu verletzen.

Bemerkungen

• Kosh weiß, daß er von Dr. Kyle untersucht wurde (vgl. "Spacecenter Babylon 5".) Als er gefragt wird, wie er sich fühlen würde, wenn der Doktor an ihm eine Operation durchführen würde, sagt er: "Die Lawine ist bereits ins Rollen geraten. Es ist also zu spät, die Pebbles eine Entscheidung treffen zu lassen." (Anm. d. Übers.: Keine Glanzleistung der Synchro: "pebble" bedeutet Kieselstein)
• Die Shakespeare-Gesellschaft und die Pfingle-Eier sind Referenzen zu David Gerrolds Romanen "Under the Eye of God" und "Covenant of Justice."

jms spricht

• Übrigens, hier ist etwas Interessantes: heute wurde ein Entwurf für eine Episode eingereicht die ich im Moment nicht näher benennen möchte. Er stammt von einem unserer Autoren und basiert auf einer ihm zugewiesenen Vorgabe. Es ist etwas, was man noch in KEINER SF-TV Serie gesehen hat, und ich glaube nicht, daß so etwas jemals im Fernsehen gemacht wurde. Eine sehr mutige kleine Geschichte.

  Die für uns Zuständigen bei PTEN haben sich endlich zu Wort gemeldet: "Erstens, das ist absolut gegen die Demographie dieser Show. Zweitens, kein Studio oder Sender-Vorstand, der bei Sinnen ist, würde JEMALS dieser Geschichte zustimmen. Nicht in einer Million Jahren. Drittens...es ist eine Wahnsinnsgeschichte, ich liebe sie, laß es uns so machen."

  Das war symbolisch für unsere Beziehung zu PTEN: sie ließen uns in Ruhe, und vertrauten uns darin, wie wir unsere Geschichte erzählen. Wir wollten bis an die Grenzen gehen, und sie ließen uns, das war fantastisch. Es war und ist, eine hervorragende Zusammenarbeit.

  Wenn das Ende dieser ungewöhnliche Geschichte Euch nicht völlig überwältigt, wird auch nichts anderes das schaffen.

• Als ich die grundlegende Geschichte von "Die Gläubigen" entwickelte, und nach jemandem suchte, den man damit beauftragen konnte, war David der erste an den wir uns wandten. Er fragte mich zu der Zeit: warum *er*...allgemein wird er mehr mit humoristischen Sachen in Verbindung gebracht. Ich hatte meine Gründe. Wißt ihr, vor Kurzem hat David einen kleinen Jungen adoptiert, der ungefähr so alt ist wie Shon. So ungefähr bei der Hälfte des Entwurfs rief David an und sagte: "JETZT verstehe ich es." Ich wußte, daß er jetzt selbst ein Kind hat, würde bedeuten, daß die Geschichte ein bißchen persönlicher werden würde. Besonders die Endszene, von der ich wußte, daß sie *sehr* sorgfältig gestaltet werden mußte. Ich glaube, daß David gute Arbeit geleistet hat, und unter seiner Leitung wurde es eine sehr bewegende Episode. Mit ein bißchen Glück wird er noch mehr schreiben.

• Bei der Arbeit an der Serie verwischen sich die Grenzen ein wenig: ein freier Mitarbeiter reicht ein Drehbuch ein und es werden noch ein paar Dinge verändert. Zum Beispiel war es wirklich nötig, die Story von "Die Gläubigen" zu straffen, was am besten durch das Einbringen einer kleinen B-Story erreicht werden konnte, die uns erlauben würde, das ganze etwas stromlinienförmiger zu machen und die Auseinandersetzungen in der Haupthandlung zu verschärfen. Also schrieb ich die B-Story und schob sie ein.

• Heute kam David Gerrold zum Set um bei den Dreharbeiten zu seiner Episode "Die Gläubigen" zuzusehen. Anders als in vielen Shows, bei denen die Autoren einfach aus dem Studio rausgeworfen werden, dürfen sie bei uns hier herumhängen. Es ist nicht nur in Ordnung, es wird *erwartet*, daß der Autor manchmal da ist, um ein Teil des Prozesses zu sein. David war ziemlich überschwenglich wegen der ganzen Sache; er denkt, daß das das beste Script ist, das er je geschrieben hat, und es wurde genau so verfilmt, wie er gehofft hatte, wenn nicht sogar besser. Er war da, gab Autogramme, murmelte irgendwas über jemanden namens "Hugo...."

  Eine Bemerkung, die er machte, war interessant, da es fast wörtlich das war, was D.C. Fontana sagte, als sie zum Set kam: daß die Atmosphäre beim Drehen mit der Crew, den Darstellern, den Produktions-Leuten exakt die gleiche ist wie bei der ersten Staffel der originalen Star Trek Serie..

• Ich weiß das mit den Pfingle-Eiern...Ich ließ David die Erwähnung machen, weil...ach, ich weiß nicht mehr...ich glaube da war irgendwas mit Wasser-Folter.

• Wer schrieb Koshs Satz über die Lawine?
  Das war wenn ich mich recht erinnere Gerrold.

• Ähnlichkeiten zwischen "Die Gläubigen" und einem DS9-Roman?
  Mehrere Dinge: 1) Als "Die Gläubigen" geschrieben wurden, war Peters Buch noch gar nicht erschienen. 2) Peter hat seine Idee vom kranken Kind und den religiösen Eltern wahrscheinlich aus der selben Quelle wie wir: einer Schlagzeile. Es waren eine Zeitlang reale Fälle im richtigen Leben. Er nahm also diese wahre Begebenheit, und machte eine Geschichte daraus, und wir haben eine andere Extrapolation gemacht. Diese Idee entstand *nicht* im Trek Universum....

• Ach ja, im Fernsehen gibt es so eine Art Ende im Allgemeinen nicht. Deshalb machten wir es so...und unserer Verbindungsperson bei Warner Bros. ist es hoch anzurechnen, uns das so tun zu lassen.

• Es war sehr wichtig, David zu sagen, daß er keine komischen Situationen einbauen mußte, denn im TV wird das meistens vom Produzenten *verlangt*, und er mußte von Anfang an wissen, wie die Sache laufen sollte. David ist ein großartiger Schriftsteller, und David ist professionell...das heißt, er weiß wo die allgemeinen Grenzen des Fernsehens sind. Wenn Du den Text änderst, obliegt es Dir, es dem Autor mitzuteilen. Als er die Regeln kannte, hat er losgelegt und mit dieser Episode großartige Arbeit abgeliefert.

• Ich sehe Delenns Kommentar über "unter der Einmischung anderer leiden" in Beziehung auf Seelenangelegenheiten in "Die Gläubigen" als Anspielung auf den Seelenjäger.

• Was passierte mit Ivanova als sie auf die Raiders traf? Sie entkam durch Langstreckenfeuer während sie sich so schnell wie möglich zurückzog und bekam dabei ein paar Treffer ab. Das würde auf längere Zeit nicht besonders spektakulär aussehen.

• Wie Ivanova es schaffte, den Raiders zu entkommen war, daß sie ihren Vorsprung ausnutzte, um zu fliehen. Gelegentlich feuerte sie rückwärts um die Verfolger abzuschrecken, bis sie das Sprungtor erreichte. Da war wirklich nichts besonders interessantes und ab dieser Stelle würde man von der Haupthandlung abgelenkt werden .... und das konnten wir nicht zulassen. Es gab im Rest der Handlung wirklich keinen Platz an dem man sie unterbrechen konnte ohne sie zu zerstören. Und am Ende ist kein Platz für die Verfolgung, nur für die Ankunft.

• Entschuldige bitte...

  Du glaubst nicht, daß "Die Gläubigen" SF ist. Das ist hart.

  Nein, es gibt keine Warp-Tore, oder Tachionen-Emitter, oder viel anderes Technogebabbel...es geht um Personen. Und die Probleme, denen sie gegenüberstehen.

  Teil dessen, was so viel SF-TV verdorben hat, ist der Gedanke, daß man sich völlig von aktuellen Themen und Problemen trennen muß, daß man Themen von heute nimmt und sie auf die Zukunft anwendet, auf Außerirdische oder SF-Konstrukte. Und *genau* deshalb ist so viel des gegenwärtigen SF-Fernsehens unfruchtbar und leblos und irrelevant...und *genau* deshalb haben wir heute solche Serien wie die originale Star Trek Serie, und Outer Limits, und Twilight Zone.

  Genau wie Rod Serling und Gene Roddenberry und Joe Stefano und Reginald Rose und Arch Oboler und Norman Corwin und einige andere Autoren, deren Schreibmaschinen ich nicht wagen würde zu berühren, ist eines meiner Ziele einfach gute SF-Geschichten zu erzählen. Und mit SF meine ich spekulative Belletristik, die manchmal harte SF Aspekte berührt, und manchmal nicht. Spekulative Belletristik bedeutet, daß man beobachtet, wie sich die Gesellschaft ändert, wie Kulturen mit anderen interagieren, wie Glaubensrichtungen miteinander in Konflikt geraten. Und wie jemand anderes kürzlich bemerkte, sind die Anthropologie und die Soziologie auch Wissenschaften; keine Naturwissenschaften natürlich, aber trotzdem Wissenschaften.

  Es wird behauptet, das Fernseh-SF allgemein 20-30 Jahre hinter der gedruckten hinterherhinkt. Diese gesamte Diskussion beweist das recht prägnant. In den 60er Jahren oder so entstand die New Wave der SF, die anstatt sich mit der Technik zu beschäftigen, sich mit Geschichten über Menschen vor einem SF-Hintergrund befaßte. Und die Fanzines und die professionellen Magazine und die technikverliebten Autoritäten harter SF erklärten es zur Ketzerei, sagten es sei keine SF, es sei Mist. Aber schließlich wurden sie überrollt, und die gedruckte SF wurde ein bischen erwachsener. Jetzt hat sich der Streit darüber beruhigt. Schön und gut. So ist es.

  Ich glaube, es war Arthur C. Clarke der sagte, daß all das SF ist, worauf man zeigt und sagt: "Das ist SF." Nimm eine Ausgabe von "A Canticle for Leibowitz," ein wirklich einzigartiges Meisterwerk des Science Fiction Genres, und es wird nicht in die engen Kriterien passen, die Du festgesetzt hast um näher zu bestimmen, was in Deinen Augen SF ist.

  Es gibt eine Tendenz unter den radikaleren Hard-SF-Anhängern, mit den Füßen zu stampfen und die Luft anzuhalten bis sie blau anlaufen, zu drohen, daß, solange sich die Story oder die Situation nicht ändert oder sich *ihrer* speziellen, engen Definition dessen, was SF ist - und diese Definition variiert von Person zu Person - annähert, ihren Schläger und ihren Ball zu nehmen und nach Hause zu gehen. Schön und gut. Und die Millionen, die kommen, um ihren Platz auf den Zuschauerrängen und auf dem Platz einzunehmen, werden den ganzen Spaß allein haben.

  Einige unserer Episoden passen zu Deiner Definition von SF. Einige nicht. Das beängstigt mich überhaupt nicht.

• Eine Kerbe, ein Schnitt oder ein Kratzer zählen nicht: was hauptsächlich nicht geöffnet werden darf ist der Brustkorb: es hinterläßt ein Loch im Rumpf, der die Seele beherbergt.

• Nein, die Eltern wurden nicht wegen Mordes angeklagt. Wenn eine Spezies auf der Station in irgendeiner Weise gegen einen ihrer Art handelt, und keine andere Spezies betroffen ist, werden sie nach den Gesetzen beurteilt, die auf ihre eigen Spezies und Kultur zutreffen. In ihrer Kultur ist das, was sie taten, kein Verbrechen, deshalb werden sie nicht bestraft. Hätten sie das mit einem Menschen getan, dann schon, sie würden des Mordes angeklagt werden.

• Ich bin mir nicht sicher, ob wir über die gleiche Sache reden; die beiden beiden Eltern haben nie gesagt, daß das Kind sterben würde, wenn er sich der Operation unterziehen würde, nur das seine Seele ihn verlassen würde. Das würde ihn "seelen-tot" machen, mangels einer besseren Bezeichnung. Und wie können wir beweisen, daß sie nicht Recht haben? Ich glaube nicht, daß es ganz so im Voraus geplant ist wie du es darstellst. (Und nochmal, sie handeln sehr weit außerhalb ihres wahren Glaubens wie das Universum arbeitet. Wenn hier jemand verletzt ist und für gehirntot erklärt wird, denken die meisten Leute, daß es in Ordnung ist, den Stecker zu ziehen...selbst wenn jemand argumentiert, daß sich noch eine lebende Seele im Körper befindet. Das ist die umgekehrte Situation; der eine mag meinen, daß noch Gedanken irgendwo im Körper sind, aber die Seele ist tot oder nicht mehr da. Der Ausdruck, den sie benutzen ist daß sie das Leid dieser seelenlosen Hülle beenden mußten. Nach ihrem Glauben war er schon tot.)

• Eigentlich stimme ich nicht zu, wenn Du sagst, daß der Doktor recht hat. Sagt wer? Nicht die Eltern. Nicht die Episode. Keiner hatte wirklich recht, wenn man darüber nachdenkt, außer vielleicht Sinclair, der die richtige Entscheidung traf. Du kannst sagen, daß der Junge am Ende gesund war...die Eltern dachten anders. Wer kann sagen, ob in ihm nun eine Seele war oder nicht?

  Ich glaube Davids Skript war eine Gratwanderung und es ist dabei zu keiner der beiden Seiten gekippt. (Leute sandten mir E-Mails weil wir gezeigt hätten, daß die Eltern recht hatten, oder weil wir gesagt hätten, das der Doktor recht hatte, oder andere weil keiner recht hatte und dieser Zwiespalt sie ärgerte.)

• Natürlich würden die Operationsnarben eindeutig zeigen, daß der chirurgische Eingriff stattgefunden hat. Sie anzulügen ist außerdem auch eine Verletzung der medizinischen Ethik. Das war keine Geschichte der einfachen Lösungen.

• Es gibt eine wundervolle Szene in "Fiddler on the Roof", in der Tevye zwischen den Argumenten zweier Rabbis gefangen ist. Der erste behauptet etwas. "Du hast recht!" sagt Tevye. Der zweite Rabbi behauptet etwas dazu widersprüchliches. "Du hast recht!" sagt Tevye. Ein dritter Rabbi, der zusieht, sagt: "Warte einen Moment, sie können doch nicht *beide* recht haben."

  "Weißt Du," sagt Tevye, "Du hast auch recht."

• Viele unserer Episoden sind so konstruiert, daß sie wie Spiegel wirken; man sieht das, was man hineinpackt. "Die Gläubigen" wurde als religionsunterstützend, - ablehnend und -neutral interpretiert..."Die Heilerin" wurde, wie Du weißt, als Pro-Todesstrafe und Anti-Todesstrafe ausgelegt. Wir ziehen es vor, den Zuschauer entscheiden zu lassen, was die Dinge bedeuten.

  Eine gute Geschichte sollte Diskussionen, Debatten, Streitgespräche provozieren...und gelegentlich Kneipenschlägereien.

• Die Sache mit "Die Gläubigen" ist folgende. Wirklich recht hat keiner, aber auf seine Art, von seinem Standpunkt aus, hat jeder recht.

• "Das Konzept der liebenden Eltern, die aufgrund religiöser Gründe fähig sind, ihr Kind zu töten scheint unrealistisch zu sein."

  Komisch...Ich glaube, ich erinnere mich an eine kleine Geschichte aus dem Alten Testament darüber, wie ein guter und weiser Mann von Gott aufgefordert wurde seinen eigenen Sohn zu opfern, ihn selbst zu töten, und er war willens es zu tun, und wurde nur durch Gottes Worte gestoppt, die im Wesentlichen "April, April" lauteten.

• Auf dieses "vorhersehbare" Argument...kann ich nur mit den Schultern zucken. Das Kind hat eine 50/50 Chance...es wird überleben oder sterben. Und das Ende zu erraten ist, für mich, nicht der Schlüssel: es geht nicht um wer-tut-was, es geht darum, wie unsere Charaktere auf dem Weg dorthin reagieren, und was es ihnen *ausmacht*, glaube ich.

• Da ich David das Ende vorgeschlagen habe, bis hin zu der Dekoration mit den Kerzen, sollte ich wohl dafür den Kopf hinhalten...aber die Frage, die Du aufwirfst ist gar nicht das Thema. Es gibt nur zwei mögliche Resultate: das Kind lebt, oder das Kind stirbt, dazwischen gibt es nicht viel. Du fragst, "Wer in aller Welt ergreift Partei für Leute, die ihr eigenes Kind töten?" Das Publikum wird nicht aufgefordert, irgendjemanden zu unterstützen, es GIBT keine einfache Lösung, und keiner hat 100%ig recht.

  Es gibt eine wundervolle Kurzgeschichte namens "The Cold Equations", die für Twilight Zone bearbeitet wurde, in der ein kleines Schiff von Punkt A nach Punkt B fliegt. Es gibt genug Treibstoff für das Shuttle und einen Piloten, nicht mehr. Das Schiff bringt Medizin zur Rettung von 500 Kolonisten. Ein junges Mädchen hat sich an Bord geschlichen um ihren Bruder zu sehen. Sie wird entdeckt. Wenn der Pilot nichts tut, wird das Schiff nicht ankommen, und er, das Mädchen und die Kolonisten werden sterben. Wenn er sich selbst opfert, wird sie nicht in der Lage sein/nicht wissen wie sie das Schiff an seinen Bestimmungsort bringen soll. Der einzige Weg ist, sie zu bitten, in die Luftschleuse zu gehen, so daß er sich ihrer entledigen und die Mission fortsetzen kann. Und das passierte. Das kann man nicht mit Mathematik lösen.

  Manchmal gibt es Szenarien, in denen man nicht gewinnen kann. Was dann wichtig ist, ist wie Dein Charakter reagiert, was sie tun und sagen, und wie es sie berührt. Darum ging es in der Episode. Und um auf Deine Frage "Wer in aller Welt ergreift Partei...." zurückzukommen

  Das wichtigste Wort in Deiner Frage ist "Welt/Erde" (Anm. d. Übers: im Original heißt es "Who on earth..." - leider unübersetzbar) Nein, kein Mensch würde sich ihnen anschließen (obwohl ich die Geschichte in der Bibel angedeutet habe, in der Abraham absolut bereit war, seinen Sohn auf Gottes Anweisung hin zu töten). Sie sind keine Menschen. Sie haben ein völlig anderes Denken, kulturellen Hintergrund und Glaubenssystem. Die Leute wollen FREMDARTIGE Außerirdische, dann beurteilen sie sie nach menschlichen Maßstäben, und empfinden es als falsch, wenn sie sich nicht wie Menschen benehmen. Sie sind keine. Das ist Wer und Was sie sind. Ob Menschen für sie Partei ergreifen, oder sie akzeptieren, spielt keine Rolle.

• Die Wahl *muß* entweder/oder sein. Das war der Punkt; Charaktere in eine Konfliktsituation zu bringen und sehen wie sie damit umgehen. Manchmal im Leben gibt es NUR zwei Möglichkeiten, von denen keine gut ist. In Deinem Posting versuchst Du, schweren Entscheidungen aus dem Weg zu gehen. Aber in dieser Episode geht es UM harte Entscheidungen. Es *muß* entweder/oder sein.

  Um Deine These zu unterstützen, bringst Du die "Cold Equations" Alternative an, die damit endet, daß der Pilot sich beide Beine abschneidet, um das Gewicht zu verringern. Laß' mich Dir etwas erklären. Ich war da. Als wir das Drehbuch von Alan Brennert einreichten, rastete MGM aus. "Ihr könnt keine sympathische junge Frau Selbstmord begehen lassen! Das wird die Einschaltquoten kaputtmachen!" So schlugen sie (die Studioverwaltung) verschiedene "Korrekturen" vor. Eine war, daß anstatt freiwillig in die Luftschleuse zu gehen, der Pilot sie erschießt und dann mit der Schuld leben muß (Ist das etwa eine *bessere* Idee?). Das andere war die Idee, daß der Mann sich die Beine abschneidet um das Gewicht zu verringern.

  Zu allererst, es war eine dumme Idee, weil er nicht in der Lage wäre, das Schiff zu fliegen. Zweitens wäre es nicht genug Gewicht. Und schließlich ist der *Sinn* von "The Cold Equations," allein schon der TITEL weist darauf hin, daß es Situationen gibt, in denen es nur krasse Entscheidungen geben kann und daß es KEINEN Weg daran vorbei gibt. Wenn das Schiff ein Gewicht X hat, und man hat für das Gewicht Y Treibstoff, und Y ist kleiner als X, dann hat man ein Problem, daß nur - NUR - dadurch gelöst werden kann, daß jemand aus der Luftschleuse springt. (Und ja, sie versuchten Dinge wegzuwerfen, aber das Schiff war beinahe leer, nicht viel zum rauswerfen.) Deshalb ist es bedeutet es ja auch KALTE Entscheidung und nicht die LAUWARME Entscheidung.

  Ich kämpfte wie wild, um das ursprüngliche Ende behalten zu können und gewann. (Übrigens hast Du davon vielleicht schon in meinen Artikeln für das TZ Magazine gelesen.) Das ist Studio-Denken, laß uns einen angenehmen, nicht bedrohlichen, sicheren Mittelweg finden wo wir das lösen können ohne irgendjemandem durch die Geschichte Sorgen zu machen, zu bedrohen oder verärgern. Es tut mir leid, aber das Leben verlangt manchmal schwere Entscheidungen ab, es GIBT entweder/oder Szenarien, in denen keiner wirklich gewinnt, und SF sollte so etwas genauso behandeln wie verschwommene Alles-in-Butter Geschichten. Verdammt, es ist Zeit, daß die SF ein bißchen erwachsen wird, und beginnt sich mit schweren Fragen zu beschäftigen, die nicht immer mit einer Polaritätsumkehr an einer Metaphaseneinheit gelöst werden können.

• Nochetwas: Ich ging gerade in die Küche, immer noch wetternd (wie ich es gewohnt bin), und erklärte es Kathryn...die mich kurz unterbrach (wie *sie* es gewohnt ist) und auf den Vorgänger BEIDER Geschichten hinwies. Das ultimative "schwere Entscheidungen" Beispiel im SF-TV ist natürlich "Griff in die Geschichte", aus ST. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, beide schwer: entweder Edith Keeler stirbt, oder die Nazis gewinnen den 2. Weltkrieg. Kirk *muß* sie sterben lassen; es gibt keine andere Möglichkeit.

  Es ist gleichzeitig erfreulich und ärgerlich jemanden zu haben, der pfiffiger ist als ich....

• In den Dialogen von "Die Gläubigen" gab es nach der Erstausstrahlung keine Änderungen.

Übersezung: LK MW
Letzte Änderung: 16. April 2000